Schon als Kind habe ich Menschen auf der Straße angesprochen, die ihren Müll auf die Straße warfen. Außerdem – berichtet meine Mutter – war aus meinem Kinderzimmer stets ein Hämmern und Klopfen zu hören. Ich habe gemalt, gebastelt, Farben gerührt. Irgendwas habe ich immer gebaut, gestaltet und kreiert. Das Tüfteln hat mir immer schon Spaß gemacht.
Die Herausforderung, Neues auszuprobieren und neue Wege zu finden fasziniert mich.
Als Jugendliche fing an mich mit den Themen Ökologie auseinanderzusetzen und war in diversen Umweltschutzorganisationen aktiv. Vielleicht erinnern sich einige noch an die Selbstrührläden und die Waschmittel-Baukastensysteme von Spinnrad – und an Jean Pütz Ende der Achtziger. Einige einfache Cremes habe ich damals auch gerührt aber mir enthielten die Rezepte oft zu viele Zutaten. Für mich musste es immer einfach und unkompliziert sein. Den ganzen SchnickSchnack von Stabilisatoren, Emulgatoren und auch Konservierungsmitteln will und wollte ich nicht benutzen.
Aus nur wenigen guten Zutaten ein hochwertiges Produkt zu schaffen, muss doch möglich sein. Sicher sind die Produkte nicht ewig haltbar, aber warum sollten Sie auch? Das erwarte ich von frischen guten Lebensmitteln ja auch nicht. Außerdem bringt das Rühren Spaß. Wenn ich also nicht alle zwei Monate was zu tun habe, bin ich gar nicht zufrieden.
Und wenn dann noch die Haut auf einmal viel glatter oder weicher wird, gibt es kein zurück mehr. Inhaltsstoffe, die ich, zumindest was Kosmetik angeht, fast alle auch essen könnte z. B. Olivenöl, Rapsöl, Mandelöl, Kokosöl, Natron… können auf und in die Haut einziehend auch nicht verkehrt sein.
Paraffinum, Petrolatum oder Vaseline
Der Anstoß, mich mit dem Thema “Plastikfrei leben” intensiver auseinanderzusetzen, war die Body Lotion. Ich nutzte eine Body Lotion einer bekannten Firma und hatte eines Abends mal intensiver auf die Inhaltsstoffe geguckt. Was stand da bloß alles? Ich recherchierte und begriff was “Vaseline” wirklich ist. Auf dem langsamerleben Blog ist es toll beschrieben. Vaseline deckt die Haut mit einem Film ab wie Frischhaltefolie. Darunter kann die Haut nicht atmen und schwitzt. Das wird als Feuchtigkeit wahrgenommen. Ist aber natürlich ein Trugschluss – und die Haut wird langfristig in ihren natürlichen Funktionen gestört und immer trockener.
Mir war klar, ich wollte nicht weiter meine Haut mit einem Erdöl-Produkt eincremen. Braucht es wirklich so viele Inhaltsstoffe für eine pflegende Creme? Mein erster Versuch scheiterte: Ich hatte keine wässrigen Anteile in der Creme. Ich glänzte wie ein Speckschwarte. Dann habe ich die Body Lotion im Blog langsamerleben.wordpress.com entdeckt.
Von da an ging das Ausprobieren und Rühren los. Immer neue Ideen fand ich in den vielen Blogs zur Plastikreduzierung und zum Thema Zero Waste.
Warum Plastik reduzieren?
Etwa parallel habe ich den Film Plastic Planet gesehen. Das war mein Augenöffner!
6 Millionen Tonnen Plastik gelangen jährlich in die Weltmeere und benötigen bis zu 450 Jahre, um wieder abgebaut zu werden. Die Ozeane sind voller Mikroplastik und Tiere sterben täglich an den Folgen.
Cremes, Shampoos, Waschmittel, Zahnpasta, Flüssigseife usw. werden in Kunststoffverpackungen verkauft. Unsere Haushalte sind überfüllt mit Plastikprodukten. Viele Chemikalien, die in den Produkten und Verpackungen enthalten sind, so z. B. Bisphenol A (BPA) und Phthalate (Weichmacher), lösen sich aus dem Kunststoff und können unserer Gesundheit schaden.
Aber auch die lange Liste der Inhaltsstoffe in unseren alltäglichen Produkten verspricht nichts Gutes: Emulgatoren, Stabilisatoren, Duftstoffe … Kunststoff in Zahnpasta, Aluminium im Deo oder Vaseline in Cremes und Lotion.
Die Motivation zum Plastik-Reduzieren ist vielfältig. Für die einen ist es wichtig, dass ihre Kinder ohne Schadstoffbelastungen aufwachsen können. Für andere steht der Umweltschutz im Vordergrund oder die eigene Gesundheit oder …
Allen gemeinsam ist die Frage:
Wie wollen wir den nachfolgenden Generationen unseren wunderschönen grünen Planeten hinterlassen?
Wie kam es zu plastikfreier-leben.de?
Weil die gerührten Produkte so klasse waren, verschenkte ich die Body Lotion und das Deo im Freundeskreis. Die Rückmeldungen waren extrem positiv. Rezepte wurden angefordert und Geburtstagswünsche formuliert.
Wenn alle so begeistert sind, warum nicht mal einen Kurs bei der Volkshochschule anbieten? Frau Pätzold von der Volkshochschule Horst wagte – nachdem ich ihr von dem Konzept erzählte – gleich einen Selbstversuch und ging zwei Tage mit Plastiktüte durchs Leben und sammelte jeden Müll, den sie produzierte. Geschockt von dem Ergebnis, war sie gerne bereit, den Kurs in der VHS anzubieten und 2014 fand der erste Workshop statt. Die Workshops sind nach wie vor ausgebucht. Und so führte eins zum anderen. Im März bekam ich einen Anruf einer Workshop-Teilnehmerin: Sie arbeitet für eine große Firma im Gesundheitssektor und möchte dort einen Workshop anbieten. Wie toll ist das denn? So kann ich in den Workshops meine Begeisterung für das Thema weiter tragen.
Und was bringt mir das jetzt?
Weil ich mich schon seit einigen Jahren mit dem Thema befasse kann ich die vielen Informationen gefiltert weitergeben. Ich kann in kleinen verdaulichen Happen den Einstieg zum Ausstieg einfacher machen. Denn schnell wird der anfängliche Elan, etwas zu ändern im Alltagstrubel zu einer Belastung.
Deswegen der Newsletter mit monatlich einer kleinen Anregung in ein plastikfreieres Leben. Einfach und umsetzbar.
Deswegen die Workshops. Es ist hilfreich einmal die Rezepte unter Anleitung zu rühren. Lästiges Recherchieren entfällt, es kann sofort mit erprobten Rezepten losproduziert werden. Die meisten meiner bisherigen Kursteilnehmer_innen rühren immer noch. Die selbstgemachten Produkte sind einfach, gut, gesund, umweltfreundlich und oft auch günstiger.
Ich brauch das nicht
Trotzdem schön, dass du hier bist. Wenn du Spaß am Tüfteln hast, lies dich durch Plastikfrei von A–Z oder folge den Links auf die Blogs und Websites oder lade gleich das Rezeptbuch runter und leg los.
Gibt es Nebenwirkungen?
Ooooh ja, die gibt es. Das Thema plastikfrei zieht meistens auch weitere Themen nach sich: Zero Waste, die große Schwester vom plastikfreien Leben, Minimalismus und ein hinterfragen unseres Konsums. Wenn wir uns die ganzen unnötigen Verpackungen angucken und immer mehr Produkte sehen, die unnötig sind oder mehr schaden als nützen.
Veränderungen passieren langsam
Also habt Geduld mit euch (aber auch mit euren Mitmenschen)
Manchmal wird es bestimmt unbequem sein oder auf den ersten Gedanken sogar vielleicht auch erstmal auf eure Ablehnung stoßen. Aber bleibt dran. Macht weiter:
Jeder kleine Schritt ist wichtig
Wenn wir alle das tun, was wir tun können, haben wir schon viel erreicht.
Streut euer neu erworbenes Wissen und verschenkt doch einfach mal selbstgemachtes Deo oder Body Lotion. Ich bin mir sicher, das Rezept werdet ihr nachreichen müssen.
[testimonialslider id=’2′]